
Wenn es die Schwerkraft der Erde nicht geben würde,
hätten wir keinen Halt auf dieser Erde. Und gleichzeitig,
wenn wir die Haltung aufrichten wollen, müssen wir eine
gewisse Kraft dagegen setzen. Wenn diese scheinbar
entgegengesetzten Kräfte auf feinfühlige Weise zusammenkommen,
entsteht eine Art Feld der Energie, dass wir „Haltung" nennen.
Eine Weile zu „Sitzen" bedeutet, dieses Feld der Energie aufrecht
zu erhalten. Die Haltung ist dann nichts Starres, sondern etwas,
das in sich selbst eine ruhige Aktivität hat. In dieser ruhige Aktivität
hinein kann sich der Geist niederlassen und eine umfassende Präsenz
entwickeln. In solcher vertieften Präsenz arbeiten die Sinnesorgane
frei und natürlich und das Bewusstsein braucht nichts festzuhalten.
Die Zazen-Haltung macht es möglich, dass wir aus unserer kleinen
persönlichen Welt hinaustreten und uns in der Welt der ganzen
Gegenwart aufrichten.
Leben und Universum sind dann etwas, das von Augenblick zu
Augenblick geschieht. Buddha-Weg bedeutet eigentlich, diese
größere Welt kennen zu lernen.
Aus dem Kusenheft
„Die Präsenz des Geistes und das Wunder des Universums",
Dojo Berlin, 2023, von L.Tenryû Tenbreul